Mit 60 Fernsehsendern sind 30% der bundesdeutschen Sender für Lokalfernsehen in Sachsen ansässig. Insgesamt sind die neuen Länder mit 165 Sendern deutlich dichter abgedeckt als die alten Bundesländer mit 37 Sendern.
Die Lokalsender übernehmen oftmals Aufgaben der Informationsversorgung, denen der öffentlich-rechtliche Rundfunk nur unzureichend nachkommen kann. Der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) beispielsweise deckt gleich drei Bundesländer — Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen — ab und stellt für Informationen aus Sachsen gerade eine halbe Stunde Sendezeit pro Tag zur Verfügung. Laut langjährigen Mediauntersuchungen hat sich das Lokalfernsehen im Wettbewerb um die lokalen und regionalen Inhalte den Platz hinter der Tageszeitung und noch vor den Lokalradios, Wochenblättern und lokalen Internetangeboten erkämpft. Jetzt steht das Lokalfernsehen an einer existentiellen Umbruch schwelle, wobei hier gleich mehrere Faktoren aufeinander treffen:
Problemfeld 1:
Die in den letzten Jahren in allen Medienbereichen eingebrochenen Werbeeinnahmen erfordern vom Lokalfernsehen Rationalisierungsmaßnahmen. Um Arbeitsplätze zu erhalten und gleichzeitig Werbeeinnahmen zu steigern, muss bei steigender Qualität günstiger produziert werden. Hierfür werden senderübergreifend kooperative Strukturen bei der Produktion von Sendungen sowie gut archivierte und leicht recherchierbare Sammlungen von Sendematerial benötigt. Netzbasierte Produktionsstrukturen und Videoarchive mit intelligenten Suchmechanismen sind notwendig. Die Praxis zeigt, dass besonders der Retrievalaspekt (Auffinden abgelegter Medien) starkes Verbesserungspotential aufweist.
Problemfeld 2:
Bis zum Jahr 2010 muss das momentan noch auf analoger Basis sendende Lokalfernsehen den Umstieg auf Digitalfernsehen (DVB‑C, DVB‑T) geschafft haben. Dieser Umstieg ist für die Anbieter von Lokalfernsehen auf Grund des hohen technologischen Anspruchs und der Kosten nur im Verbund zu schaffen. Verbesserte Strukturen und Methoden sollen helfen, den Umstieg zu ermöglichen.
Problemfeld 3:
Neben der Ausstrahlung als klassisches Fernsehen wächst die Bedeutung einer Ausstrahlung über das Internet und anderer, z.B. mobiler Medien (DVB‑H, DMB). Bei einem zunehmend ortsunabhängigen Medienkonsum werden lokale Inhalte immer stärker nachgefragt. Das bedeutet für das Lokalfernsehen aufgrund der kleinzelligen Struktur stärkere Umstellungen als für die großen Fernsehanstalten. Inhalte müssen für Internet-Streaming, mobile Anwendungen und klassische TV-Geräte aufbereitet werden. Das erfordert entsprechende medienspezifische Distributionsmethoden.
Die Forschergruppe ist so ausgerichtet, dass die spezifischen – für sich genommenen sehr heterogenen – Forschungs- und Entwicklungsprobleme der kooperierenden Firmen modulartig behandelt werden. Die Firmen werden durch die Expertise der Forschergruppe über eine Forschungshürde gebracht, die sie allein nicht bewältigen könnten.